Im August 2022 habe ich geheiratet. Heute, über zwei Jahre später, bin ich noch immer überrascht, dass es dazu gekommen ist. Mein Freund Ole meinte früher mal zu mir, dass er mich in Zukunft verheiratet sieht mit Kindern und so ein typisches Leben halt. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich versuchte ihm zu erklären wie unrealistisch das sei und was es dafür alles benötigen würde... Aber dann war ich plötzlich verheiratet.
Ganz so schnell ging das natürlich nicht. Erst musste ich eine Frau kennenlernen, das schien mir schon unmöglich und ich erklärte Ole warum das alleine schon unrealistisch sei. Meine Erwartungen an eine Frau waren und sind zu hoch. Auch wenn man das weiß kann man das schwer abstellen. Und dann muss man ja auch Frauen kennlernen. Aber wo? Bei mir auf der Arbeit sind nur Männer in der Abteilung. Ich gehe nicht zu irgendwelchen Dates. Ich spreche selten fremde Leute oder gar Frauen an. Meistens habe ich, wenn ich alleine unterwegs bin, Kopfhörer auf und will nicht angesprochen werden. Also alles Dinge, die sowas erschweren. Wie also habe ich meine heutige Frau kennengelernt?
Der Anfang war so leicht und zwang mich nicht mal dazu das Haus zu verlassen und auf eine Blind-Date-Veranstaltung oder so gehen zu müssen. Ich saß an meinem Computer und spielte Counter Strike. Meine Schwester rief mich an und ich hörte nur halb hin, da ich sehr auf das Spiel fixiert war und gewinnen wollte. Sie erzählte mir, dass bei ihr auf der Arbeit eine Veranstaltung stattgefunden hatte, bei der man sich tiefer mit seinen Kollegen unterhalten konnte und sie mit einer Kollegin eben einen solchen tieferen Austausch hatte und sich beide dann auch privat getroffen haben und sich über Partner und Beziehungen unterhielten. Dann hat meine Schwester ihr mich als potenziellen Partner vorgeschlagen und gesagt, sie mache einfach eine Chatgruppe auf, lädt uns ein und überlässt uns dann den Rest. Ich fand das sehr lustig und habe ihr gesagt, dass ich den Spaß gerne mitmache. Jedoch nicht mehr an dem Tag, ich musste ja noch am PC sitzen und Spiele spielen. Ich hatte auch da noch keine Ahnung was auf mich zukommen würde.
Einen Tag später wurde ich dann wirklich in die Gruppe eingeladen. Jule, meine Schwester hat es also wirklich getan. Zuerst habe ich etwas "Witziges" schreiben wollen, um die Situation aufzulockern oder mich aus der Sache zu ziehen indem ich irgendwas blödes schreibe. Aber das fand ich dann nicht richtig, weil die Frau auf der anderen Seite ja nichts für den Einfall meiner Schwester konnte und sie außerdem zusammen arbeiteten. Da wollte ich jetzt kein schlechtes Licht auf Jule werfen. Ich habe also beschlossen das ganze ernst zu nehmen und wir haben uns zunächst geschrieben. Dann traf ich eine weitere, wie ich heute finde, sehr wichtige Entscheidung: Ich machte mich verwundbar indem ich einfach komplett offen war und alles erzählt habe und dabei sehr ehrlich war und mich nicht hinter irgendwelchen imaginären Wänden und Unwahrheiten versteckt habe. Das hat unser Kennenlernen sehr intensiviert und wir kamen uns näher. Ihr wisst schon, dass wir jetzt sogar verheiratet sind, aber das war da noch nicht klar und langsam war ich sogar traurig darüber, dass das sicher bald endet und alles wieder vorbei sein würde.
Es war schnell soweit, nach ca. zwei Wochen wollte sie mich treffen. Sie fand mich auch nett und wollte keine Zeit mehr verschwenden und sehen, ob es in echt auch so passt wie über unsere Gespräche im Chat und am Telefon. Mich hat das sehr nervös gemacht, hatte aber keine Argumente dagegen. Alleine die Angst, dass es dann wohl vorbei war, trübte meine Freude über unser erstes Treffen ein wenig. Aber dann war es soweit und ich sah sie in einem wunderschönen Kleid und auch ich hatte versucht mich zurecht zu machen. Es war aufregend und obwohl wir uns vorher noch nicht gesehen hatten, auch sehr vertraut. Sie hat mir jede Angst genommen und ich fühlte mich einfach wohl. Diese Anfangszeit werde ich nicht vergessen. Wir waren ab dann fast jeden Tag zusammen.
Da wir soviel zusammen waren, miteinander redeten und Pläne für die Zukunft schmiedeten, kam ich dann auf die Idee zusammen zu ziehen. Das haben wir auch sehr schnell getan und sind volles Risiko gegangen. Dann gab es nur noch einen logischen Schritt und ich habe dann zunächst ganz kitschig meine Schwiegermutter um Erlaubnis gebeten ihre Tochter heiraten zu dürfen. Schließlich hielt ich um ihre Hand an, gerade noch so bei Sonnenuntergang an der Spree in Köpenick.
Ich weiß nicht warum, heiraten hat mich nie sonderlich interessiert, aber die Ehe mit meiner Frau schien mir nicht nur absolut logisch sondern gab und gibt mir bis heute ein sehr gutes Gefühl. Es ist wohl die Richtige.
Zur absoluten Traumhochzeit schreibe ich dann nochmal gesondert.
Verliebt, Verlobt, Verheiratet!
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